Isa und der fremdschämende Tag

Hej allihoppa!

Anfangs wurde ich oft nach meinem „typischen Tag“ in Schweden gefragt, später hat es dann weniger interessiert. Doch knapp 4 Monaten Pseudo-Blogger-Dasein hinterlassen ihre Spuren und heute gibt es in großartiger „Blogger-Manier“ ein brandaktuelles „Follow-me-around“. Wer der ultramegageilen Sprache des Bloggens nicht mächtig ist und keinen Plan hat was das jetzt wieder sein soll, kann sich ja mal das Video der beliebtesten (!!) Bloggerin Deutschlands ansehen: (Wer Lachkrämpfe und Fremdschämanfälle durchsteht, bekommt richtig heiße Tipps, wie man morgens am besten mit den süßen Tweets „relaxed“)

Los geht’s….

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07:30 – häh wieso ist das Bild jetzt schwarz? Na kein Wunder, ist eben noch dunkel hier in Schweden (und die Rollos – ja so etwas gibt es sehr wohl in Schweden – sind auch unten).

07:41 -der frühe Vogel kann mich mal: zum dritten Mal die Snooze-Taste gedrückt.

07:52 – es hilft nichts mehr, ich muss raus.

08:11 – Tasse Tee. Mehr findet sich nicht in meinem leeren Vorratsschrank.

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08:23 – Ohne Make-up geht um die Uhrzeit nichts.

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08:41 – Gesunde Jause beim Shop des Vertrauens gegenüber holen. (Kaffee, Schokomuffin und unsichtbare Banane – die mir an den Kopf gehalten wird)

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08:58 – gerade so zum Seminar geschafft. Schweden und die Pünktlichkeit. Das ist so ne G’schicht.

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09:33 – die beste Präsentation des Tages startet. Keiner lacht über unsere tollen Memes. Geht ja schon mal gut los.

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09:41 – Punktlandung. Jetzt endlich Zeit für alles was man in den letzten Tagen vernachlässigt hat: Facebook, Instagram, Twitter und was soll dieser Snapchat eigentlich?

12:04 – es zieht sich. Die Tür geht auf und wer schlendert lässig rein: der coole Australier, der für Kopfschütteln sorgt, weil er abgesehen davon, dass er 3 Stunden zu spät ist, die Coolness besitzt und statt einer PowerPoint-Präsentation von seinem Notizblock aus vorträgt. Eier hat er, der Gute…

12:44 – geschafft. Ab zu einer neuen Erfahrung: Rawfood direkt am Wasser. Warum nicht?

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13:21 – ich weiß warum. Die Gerichte sind lecker, aber nen Salat kann ich mir daheim auch machen und wer hat diesen unglaublich schrecklich-schmeckenden Kaffee auf die Karte gesetzt? Ein Versuch war es wert.

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13:38 – Stadtbummel. Weihnachtspullieinkäufe beim Lieblingssecondladen im Obergeschoss von Weekday. S’geht…

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14:22 – Back to university. Nächstes Gruppenmeeting. Aber erstmal Rezepte gustieren.

15:13 – Effektivität ist mein Lieblingswort, wenn es sich um sich ziehende Besprechungen handelt. Zackzack geht das und ab zum Nachmittagsschläfchen.

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17:56 – Zerknautscht geht es zurück an den Bildschirm. Diesmal aber frohen Gemüts – Videochatdate mit der Heimat

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19:12 – ich beweihräuchere mich und mein Essen. Polenta mit Currygemüse. Nomnom…

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21:08 – „But first let me take a selfie“ – Fahrt zum letzten Handelspuben. Kinders, wie die Zeit vergeht.

21:34 – erstes Bier geordert und die Sause kann beginnen.

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22:02 – zweites Bier geordert und die Stimmung steigt.

22:16 – erste Rauchpause. Bibbernd. Sich fragend, ob man doch mal Snus probieren sollte.

22:48 – drittes Bier geordert. Ich frage mich, ob ich langsam anfangen sollte mitzuschreiben. Zwecks des Nachvollziehens und so.

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23:07 – mein Lieblingsaustauschpärchen und -italiener, wie auch Bobegg (diesmal mit Verhüterli) treffen sich vor den Toiletten- the place to be (Luca + Katherine, we’ll see each other in Australia, fuck yeeeeeah)

23:22 – erstmal einen Schnaps um die Stimmbänder nach dem ganzen „wohooooo’n“ wieder zu ölen.

23:27 – Tatort Tanzfläche. Die gesamte Austauschtruppe und die verrückten Schweden sind noch einmal versammelt und jeder feiert als wäre es das letztes Mal. Die Stimmung kocht.

23:45 – Aufbruch Richtung Yaki da. (man stelle sich gefühlt 1.286 ausgelassene Austauschstudenten am Weg durch die Stadt vor- ich hätte uns gehasst, wäre ich als Unbeteiligte vorbeigelaufen)

23:58 – Ausweiskontrolle. Mein Lieblingsteil beim Clubeingang, wenn sich Securities Augen weiten, als sie mein Geburtsjahr entdecken.

23:59 – der relaxte Australier von mittags wird an uns vorbei hochkant aus dem Club geworfen. Karma arbeitet schnell.

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00:00 – der Kalendertag ist vorüber und ich bin ein bisschen froh, dass ich nun aufhören muss, weiterzuschreiben, denn es ging einfach nur craaaaaaaaaazy und wunderschön und toll und überhaupt weiter.

Ungeplanter Weise hab ich einen der besten und lustigsten Tage hier in Göteborg dokumentiert, vieles bleibt einfach lächelnderweise meinem Gedächtnis vorbehalten, aber ich fand’s schön „euch mit dabei zu haben“. Ihr habt vielleicht keine tollen „Mach dein Duschgel selber“-Tipps bekommen oder Rezepte zum Schnapsbrennen, dennoch hoffe ich es hat euch gefallen. Hab euch alle uglfdzldfjdl lieeeeeb, followed mir auf Snapchat (just joking- ich werde dieses Ding nie checken).

Kyss,

Isa

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Isa und das ehrliche „Fotoalben-Phänomen“

Hej allihoppa,

Sonntagabend in Göteborg und ich surfe gerade so durch ein paar Blogs in meinen selbstgebauten „Internest“ (immer dieser moderne Anglizismushimmel- ein Internest ist, wenn man sich auf Couch oder meinem Falle Bett mit ner Tasse Tee zusammenrollt und durch die Weiten des Internets surft). Gerade kursiert ja wieder mal ne große Diskussion im Netz wie sehr nicht alles Sein und Schein sei. Ähm ja…. was? Blogger bekommen Klamotten um sie dann auf ihren sozialen Netzwerken zu präsentieren? Es gibt Leute auf Instagram, die 5 Stunden für ein doofes Fotos posieren? Ne echt??? Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir war das schon länger klar. Trotzdem habe ich darüber nachgedacht wie viel man beim Bloggen wirklich von sich preisgibt? In meinem Falle lässt sich das ganz gut mit dem „Fotoalben-Phänomen“ vergleichen: in ein Album klebe ich kein Foto von mir, heulend auf der Couch mit nem Rieseneisbecher, ein. Man wird wahrscheinlich auch keine Abbildung von mir schimpfend über „Kindergartengehabe“ mancher Mitmenschen finden. Genauso halte ich es prinzipiell auch beim Bloggen. Ich habe dieses Portal ja auch geschaffen, um von meinen Erfahrungen, Erlebnissen und tollen Innovationen zu berichten und nicht um mein Seelenleben am Silbertablett zum präsentieren. Dass es nicht 24/7 rosig läuft kann sich jeder wahrscheinlich denken.

Da gibt es natürlich diese Momente wo man sich über unreifes Verhalten der Mitstudenten ärgert und sich denkt: „fuck, wäre ich doch mal früher studieren gegangen und auch erst 23, dann wäre mir das alles vielleicht eher egal.“ Es gibt einfach Situationen in denen man sich zu seinen Liebsten wünscht! Wenn der Bad-Hair-„Day“ ne Woche andauert und man nur mehr einer Person seine Haare in Sachen Farbe anvertraut. Wenn die Augenbrauen ihr Eigenleben entwickeln. Wenn man eine Prüfung verkackt hat und dringend eine „Steirisch-Therapiestunde“ bräuchte. Wenn man sich nach ner richtigen Party mit guter Musik von den Lieblings-DJs sehnt. Oder sogar dem B. Wenn man dem kleinen Hund im Park beim Fangen seines Schwanzes zusieht. Wenn man Familien beim gemeinsamen Sonntagsessen beobachtet (Stalker-me, aber sie haben halt echt keine Vorhänge). Wenn man all die Schwangeren sieht und anhand der Größe ihrer Bäuche versucht ihren Schwangerschaftsmonat (noch immer keinen Plan von dieser komplizierten Wochenrechnungsart, dann doch lieber Regressionsanalyse) zu erraten. Wenn ich ein „viel zu kurzes“ T-Shirt anziehe und die Oma’s „höre“, wie sie sich seufzend um meine Nierengegend Sorgen machen. Wenn man neue Städte erkundet und der Magen immer im Ungleichklang (ist das überhaupt ein Wort?) der anderen grummelt. Wenn man beim Schummeln plötzlich die Schrift des Nachbarn nicht mehr lesen kann (ganz hypothetisch gesprochen natürlich, niemand hat jemals geschummelt). Ich könnte jetzt ewig so weitermachen in welchen Situationen ich euch alle vermisse, aber ich denke ihr habt das Konzept erfasst. Und auch wenn das alles genauso ab und an passiert, heißt es noch lange nicht, dass ich nicht sofort wieder auf Auslandssemester gehen würde. Irgendein kluger Mensch (ich denke ich hab’s auf Facebook aufgeschnappt) sagte mal: „Dinge, die dir am meisten Angst bereiten, sind die, die du unbedingt tun solltest!“ – das würde ich sofort unterschreiben. So sehr ich mich auch über dieses Auslandssemester gefreut habe, genauso viel Angst hat es mir bereitet. Doch mittlerweile habe ich gelernt, dass Angst etwas ist, das uns an den Scheideweg treten lässt: entweder kauerst du dich zu Hause in einer Ecke zusammen oder du gehst raus und trittst der Angst mal gehörig in den Arsch. Indem man die Augen aufmacht und all die vielen tollen Dinge da draußen sieht. Indem man sich traut jemanden Fremden um Hilfe zu bitten (oder manchmal noch viel schwieriger: einen Freund). Indem man dem grummeligen Chef/Professor/Busfahrer ein Lächeln schenkt (obwohl man lieber ein paar neu-gelernte Schimpfwörter loswerden möchte). Indem man ehrlich ist (obwohl man weiß dass die Wahrheit verletzen kann). Aber vorallem indem man sich selbst treu bleibt und gleichzeitig offen für Veränderung ist!!

Genug Schmalz? 😉 ich denke ich habe hiermit mit meiner Angst gebrochen meine Gedanken in der „Öffentlichkeit“ (prinzipiell besteht die Möglichkeit dass das jemand völlig Unbekannter liest) auszubreiten.

„Aus die Maus“, sagt die kleine Pseudo-Philosophin in mir. Um das wieder auszugleichen muss ich nächstes Mal wirklich von den „Pumpern“ im Fitnesscenter berichten. Nicht dass das hier noch eine Plattform für hochtrabende Geistesblitze wird! Ihr seht, ich bin mir außerdem treu geblieben und hab der Ironie keinesfalls den Rücken gekehrt.

Fühlt euch alle gedrückt und gekysst,

Eure Isa

PS.: nicht unbedingt passend zu meinem heutigen Thema, aber auch was für die Äuglein mit der Betitelung: „Fear, take that, oder: interpretiere was das Zeug hält.“